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AmCham Talks
Europa am Scheideweg: Barbara Kolm zeigt bei Frühstück der U.S. Handelskammer aktuelle Probleme der Union auf
Bilder zur Meldung © leisure communications/Roland Rudolph
Austrian-Economics-Center-Direktorin warnt vor Protektionismus. Sie erwartet fundamentale Richtungsentscheidung bei der bevorstehenden EU-Wahl. Brexit ist Niederlage für Wirtschaftsliberalismus.
Wien (LCG) – 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und wenige Tage vor dem geplanten Brexit widmet sich Austrian-Economics-Center-Direktorin Barbara Kolm beim Business Breakfast der American Chamber of Commerce in Austria am Freitagvormittag im Hilton Vienna Plaza in ihrer Keynote dem heutigen Europa, das am Scheideweg steht. 2018 verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum in den meisten europäischen Ländern und betrug im EU-Schnitt nur mehr 2,3 Prozent. Die prognostizierten Wachstumsraten für 2019 und 2020 liegen laut Herbst-Forecast für die Euro-Zone mit 1,9 und 1,7 Prozent im unteren Bereich. Diese niedrige Entwicklung zeigt den hohen Reformbedarf in der europäischen Wirtschaft. Die bevorstehenden EU-Wahlen werden zeigen, ob es eine Entwicklung zu mehr Zentralismus oder mehr Selbstverwaltung der Mitgliedsstaaten gibt.
„Mit dem Vereinigten Königreich verabschiedet sich eine starke Stimme für anglosächsischen Wirtschaftsliberalismus aus der EU“, gibt Kolm zu bedenken.
Veraltetes Wirtschaftssystem bremst Wachstum
Europas gebremstes Wachstum fußt auf Problemstellungen, die so unterschiedlich wie die 28 Staaten selbst sind. Die angespannte Situation der Banken in Italien stellt sich nicht unproblematisch dar: Die italienische Nationalbank und deren Goldreserven stehen im Eigentum von Banken. Ein möglicher Verkauf der Goldreserven zur Budgetsanierung, wie von Salvini angekündigt, ist durch dieses Eigentümerverhältnis höchst unwahrscheinlich. Während die osteuropäischen Länder eine starke wirtschaftliche Entwicklung aufweisen, sind es vor allem die Mittelmeer-Staaten, die hohe Arbeitslosigkeit, hohe Staatsverschuldung und geringes Wachstum aufzeigen. Ausufernde Ausgaben für Gesundheits- und Pensionssysteme, die weit über dem OECD-Schnitt liegen, belasten die Haushalte in nahezu allen EU-Staaten.
Europa hinkt im Innovationsrennen hinterher
Den Innovationsindex führen die skandinavischen Länder und Großbritannien mit deutlichem Vorsprung an. Im internationalen Vergleich kann Europa mit Innovationsführern wie Singapur jedoch nicht mithalten. Die hohe Unternehmensbesteuerung in den meisten EU-Staaten wirkt abschreckend auf innovative Unternehmen, die einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hätten.
„Wohlstand wird nur durch freien Handel, Entbürokratisierung und Deregulierung erreicht“, warnt Kolm vor protektionistischen Ansätzen und Überregulierung.
Über Barbara Kolm
Barbara Kolm ist Vizepräsidentin der Oesterreichischen Nationalbank, Präsidentin des Friedrich A. v. Hayek Instituts und Direktorin des Austrian Economics Center. Zuvor arbeitete sie in der Privatwirtschaft und als Assistentin an der Universität Innsbruck. Sie hält eine Gastprofessur an der Universität Podgorica. Kolms Publikationen beschäftigen sich mit marktwirtschaftlichen Lösungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- und Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung sowie mit der Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie; ihre Vortrags- und Lehrtätigkeit an Universitäten und bei internationalen Konferenzen behandeln Themen wie die Zukunft Europas, Globalisierung, Finanzmarktkrise, Deregulierung und Wettbewerb.
Über das Austrian Economics Center
Das Austrian Economics Center (AEC) ist ein politisch unabhängiges Forschungsinstitut, das sich der Verbreitung der Ideen der Austrian School of Economics verschrieben hat. Es befasst sich mit Politik, identifiziert wirtschaftliche Alternativen und versucht, diese auf Grundlage von Analysen und akademischer Forschung zu realisieren. Das AEC engagiert sich für die Austrian School of Economics: nicht nur um die Grundideen ihrer führenden Wirtschaftsdenker und Sozialphilosophen besser zu verstehen und bekannter zu machen, sondern auch um die historische Relevanz dieser Ideen bewusster zu machen. Weitere Informationen auf https://www.austriancenter.com.