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AmCham Talks
Entmystifizierung der Seidenstraße: Europas Schwäche stärkt China
Bilder zur Meldung © leisure communications/Roland Rudolph
Anlässlich des zweiten „Belt-and-Road-Forum“ widmet sich die U.S.-Handelskammer in ihrem Business Breakfast im Hilton Vienna Plaza mit MRV-Research-Leiter Bernhard Seyringer den geopolitischen Folgen der Seidenstraßen-Strategie.
Wien (LCG) – Pünktlich zum zweiten „Belt-and-Road-Forum“, das heute, Freitag, in Anwesenheit von Bundeskanzler Sebastian Kurz in Peking (China) beginnt, blickt die American Chamber of Commerce bei ihrem Business Breakfast im Hilton Vienna Plaza nach Fernost. Die chinesische Regierung ist bemüht, die Vorwürfe der Vergangenheit wie etwa die „Schuldenfallen-Diplomatie“ oder auch ein insgesamt eher kenntnisarmes Agieren auf der internationalen Bühne vergessen zu machen. Für Präsident Xi gibt es beinahe sechs Jahre nach offizieller Bekanntgabe einige Erfolge zu verbuchen: Jüngst wurde die Erweiterung des 16+1 Formats, also 16 europäische Staaten (davon elf EU-Mitgliedsstaaten) plus China um Griechenland beschlossen. Der erste G7-Staat, Italien, unterzeichnete jüngst bilaterale Kooperationsabkommen mit China, und die Schweiz wird in absehbarer Zeit dem Kreis der Unterstützer ebenso angehören.
Neue Weltordnung statt Seidenstraßen-Romantik
MRV-Research-Leiter Bernhard Seyringer geht in seiner Keynote „Will Globalization turn Global-is-Asian? Insights in the Belt-and-Road-Initiative – a strategy for a Chinese world order?“ der Frage geopolitischer Auswirkungen durch die wachsende fernöstliche Wirtschaftsmacht nach. Hinter der chinesischen Wirtschaftsstrategie steht der Wunsch, den amerikanischen Einfluss in Asien zurückzudrängen und Chinas Position in Europa zu stärken. Im Zuge dieser langfristigen Planung sollen die westlichen Provinzen entwickelt und an das westliche Wirtschaftssystem angebunden werden. In Europa engagiert sich China stark im Ausbau von Häfen: Nachdem der Hafen von Athen bereits zur Hälfte im chinesischen Eigentum steht, soll nun Triest zu einem maritimen Hub ausgebaut werden. Um eventuelle Wirtschaftsblockaden zu umgehen, entwickelt China unterschiedliche See- und Landverbindungen, die eine Anbindung an die westlichen Märkte sicherstellen. In Dschibuti hat China bereits seine erste Militärbasis außerhalb der eigenen Landesgrenzen errichtet, um das Horn von Afrika und den Suezkanal kontrollieren zu können.
„Wenn China seine Handelswege und den Zugang zu den Märkten massiv ausbaut, muss sich Europa die Frage nach dem Stellenwert und der Zukunftssicherheit der eigenen Produktion stellen“, warnt Seyringer.
Schwaches Europa stärkt China
Durch die massiven Infrastruktur-Investitionen Chinas werden historische Allianzpartner wie Singapur oder künftig vielleicht auch die nordeuropäischen Häfen dramatisch geschwächt. Über die Kontrolle der Handelswege strukturiert China eine neue Weltordnung mit gesellschaftlichem und politischem Einfluss.
„China und Russland verfolgen langfristige Strategien. Wenn Europa nicht zum chinesischen Traum gezwungen werden will, muss auch die Europäische Union nachhaltige Strategien entwickeln. Chinas Stärke nimmt durch Europas Schwäche zu“, fasst Seyringer zusammen.
Angeregte Diskussion über Chinas Wirtschaftspolitik
Zum Business Breakfast im Hilton Vienna Plaza begrüßte AmCham-Austria-Präsident Martin Winkler (Oracle) unter anderem Ruth Aigner (Silicon Alps Cluster), Nicolai Descovich (IBM), Rosalba Drumbl (GMA Services), Martin Ebner (Schönherr Rechtsanwälte), Tanja Lahaye (Randstad Austria), Andreas Lerch (U.S. Embassy), Till Oberhummer (Western Union), Bodo Schlegelmilch (Wirtschaftsuniversität Wien) oder Stephanie Windhager (Tele Haase).
Über Bernhard Seyringer
Bernhard Seyringer hat berufliche Vergangenheit im Bereich Strategic Foresight in unterschiedlichen Institutionen der Europäischen Union. Seit 2016 leitet er den Think Tank MRV Research.